Weiter zur Miete und Neue Nachbarn gesucht!

Es ist nicht gelungen. Wir konnten unser Ziel, das Haus als Gemeinschaft zu erwerben, nicht verwirklichen. Wir wollten denen, die hier – teilweise seit Jahrzehnten – leben, auch künftig ein bezahlbares Heim sichern, das Haus dem profitgetriebenen Geschäft der Immobilienspekulation dauerhaft entziehen und unsere zusammengewachsene Hausgemeinschaft zu einem Wohnprojekt weiterentwickeln.

Doch es kam anders. Ganz ehrlich: Wie genau es kam, wissen wir bis heute nicht. Da alle Bemühungen, mit den Besitzern den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen, fruchtlos blieben, war lange unklar, ob das Haus schon verkauft war oder nicht. Erst im Sommer dieses Jahres bestätigte uns die Hausverwaltung, dass es neue Gesellschafter gebe, ob anstelle der bisherigen oder zusätzlich, bleibt ungewiss. Das gilt auch für die Frage, wie es nun für jene, die hier wohnen, weitergeht.

Es lässt sich nicht sagen, ob infolge persönlicher Lebenswege oder angesichts drohender „Immobilienentwicklung“ – was bedeuten kann, dass die Wohnungen zu Eigentumswohnungen veräußert werden oder Mieten sich erhöhen –, aber seitdem klar war, dass das Haus verkauft werden sollte, sind etliche Bewohnerinnen und Bewohner ausgezogen. Im Frühjahr 2021 waren fünf Wohnungen leergezogen, bis Jahresende werden es sechs sein: ein Drittel aller Wohnungen im Haus. Fünf der sechs Wohnungen haben drei bis vier Zimmer, sind groß genug für je eine Familie mit ein bis zwei Kindern. Ein Leerstand, der nicht nur traurig stimmt angesichts derer, die fehlen, und die Hausgemeinschaft weniger lebendig machen. Er macht auch nachdenklich und schürt Befürchtungen: Leere Wohnungen lassen sich leichter und gewinnbringender als Eigentumswohnungen verkaufen, sofern man das will. Sei nicht beabsichtigt, versicherte die Hausverwaltung. Sie würden wieder vermietet, wenn dafür hergerichtet. (Was genau dafür getan werden muss, steht natürlich dem Vermieter zu. Fakt ist, dass die erste, 2018 leer gewordene Wohnung seit Sommer 2019 quasi fertig saniert ist – und zwei weitere Wohnungen erst vor Kurzem saniert wurden.) Geschehen ist seitdem nichts. Ärgerlich ist der Leerstand aber nicht nur für uns persönlich, sondern auch für all die Menschen, die in Potsdam händeringend eine Wohnung suchen. Unsere Bemühungen, bei der Suche nach geeigneten Mietern zu helfen, blieben erfolglos. Manch einem Interessenten wird gesagt, die Wohnungen würden nicht wieder vermietet.

Im März 2021 beschloss die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam ein sogenanntes Zweckent-fremdungsverbot für Wohnraum. Dieser darf bspw. nicht dauerhaft als Ferienwohnung vermietet werden – und er darf ohne Genehmigung auch nicht länger als 6 Monate leer stehen (siehe: Amtsblatt der Landeshauptstadt Potsdam vom 29.04.2021 ab Seite 8). Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier nennt es ein Instrument, „um das knappe Sozialgut Wohnraum unter besonderen Schutz zu stellen“ (siehe: Pressemitteilung der Landeshauptstadt Potsdam vom 08.02.2021). Potsdamer, die einen solchen langen Leerstand feststellen, sind aufgefordert, diesen der Stadt zu melden. Dies haben wir im Sommer gemacht. Ob die Stadt diese Meldungen verfolgt – und die „Möglichkeit, mit Wohnungseigentümern über eine zweckgemäße Nutzung in Kontakt zu treten und bei Bedarf auch Unterstützung anzubieten“, genutzt hat – , wissen wir bislang leider nicht. Anfragen bei den zuständigen Stellen blieben bislang unbeantwortet.

Neue Nachbarn sind jedenfalls keine in Sicht. Im Gegenteil: Wer kam, war ein Team, das Haus und Grundstück vermessen hat. Wofür, ist nur vage bekannt: ein Dachausbau im Vorderhaus vielleicht. Zum November wird derweil die sechste Wohnung leer.

So oder so: Wir möchten allen, die uns in den vergangenen Jahren und Monaten unterstützt haben, herzlich danken. Ob durch Eure Unterschrift bei unserer Petition, Mails und Gespräche an der Tür oder auf der Straße – habt Dank!

Und für die Hausbewohner, die noch hier wohnen, bleibt es dabei: Wir wohnen gern in der Wichgrafstr. 11 und möchten bleiben!

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